Die deutsche Sprache gilt gemeinhin als die Sprache der Dichter und Denker. Und das hat auch seine Gründe. Neben Goethe und Schiller, die die Ursache für die Zuschreibung waren, brachte Deutschland in seiner langen Geschichte eine unglaubliche Vielzahl an Poeten, Dichter, Wissenschaftlern, Autoren und Künstlern hervor. Mögen diese auch unterschiedliche politische, historische und gesellschaftliche Hintergründe gehabt haben, so waren sie doch in einer Sache geeint: der Liebe zur deutschen Sprache. Diese bildete mit ihrem umfangreichen Wortschatz, der Möglichkeit zur Bildung neuer Wörter mittels Aneinanderreihung von Substantiven und einer traditionsreichen und geschichtlich interessanten Sammlung an Sprichwörtern die Grundlage für das künstlerische Schaffen unzähliger Generationen. Und noch ein weiterer Umstand macht die deutsche Sprache interessant: Das Deutsche entwickelte sich erst in den letzten 5 Jahrhunderten zu einer gemeinen Sprache, die von der Nordsee bis an den Bodensee gesprochen und verstanden wurde. Vorher bestand das Deutsche aus einer Vielzahl von Dialekten, die zwar allesamt eine gemeinsame historische Vorgeschichte teilten, aber nicht untereinander verständlich waren. Die späten Ausläufer lassen sich bis heute bemerken, spricht doch ein Berliner ein ganz anderes Deutsch, als es ein Schwabe tut. Auch aus dieser Quelle schöpft die deutsche Sprache ihren unglaublichen Abwechslungsreichtum.

 

Die deutschen Dialekte

Wie bereits erwähnt, setzt sich das Deutsche, abseits der heute als „Hochdeutsch“ bekannten Allgemeinsprache, aus einer Vielzahl größerer und kleinerer Dialektgruppen zusammen. Grob unterteilen lassen sich diese Dialekte in zwei Sprachfamilien, die Hochdeutsche (nicht zu verwechseln mit dem Standarddialekt) und die Niederdeutsche Sprachfamilie. Die Namensgabe ist dabei nicht zufällig gewählt, denn die hochdeutschen Dialekte entstammen den südlichen Teilen Deutschlands (die durch ihre Berge höher gelegen sind), während die niederdeutschen Dialekte aus dem norddeutschen Flachland stammen. Das Hochdeutsche umfasst dabei eine ganze Reihe bekannter und auch heutzutage noch weitreichend gesprochenen Dialekte, wie etwa Bayerisch, Fränkisch, Alemannisch und Mitteldeutsch. Doch auch die niederdeutschen Dialekte erfreuen sich bis heute einer lebendigen Sprecherschaft. Darunter fallen etwa das Brandenburgische, das Niedersächsische oder auch das allseits bekannte, wenn auch selten verstandene, Plattdeutsche. Verschiedene Dialekte in Deutschland werden heute zwar eher im heimischen verwendet, die offizielle Standardsprache ist mittlerweile, wie erwähnt, der als „Hochdeutsch“ bekannte Standarddialekt, aber dennoch prägen die Einflüsse dieser eigenen regionalen Sprachen bis heute das Miteinander im deutschen Sprachraum. Um es salopp auszudrücken: Man kann sich zwar verständigen, doch wenn man es möchte, ist das Gesagte für das Gegenüber aus einem anderen Teil Deutschlands nicht zu entziffern. Oder, wie es ein deutsches Sprichwort sagt: Das sind böhmische Dörfer für mich.

 

Deutsche Sprichwörter

Deutsche Redewendungen machen die deutsche Sprache erst so klangvoll und spielerisch, wie sie ist. Oftmals sind sie schon hunderte Jahre alt und transportieren somit auch ein Päckchen Geschichte, was sie natürlich nur noch interessanter macht. Ein Beispiel, was wir eben einmal verwendet haben, sind die sprichwörtlichen „Böhmischen Dörfer“. Diese Redewendung entstammt noch einer Zeit, in der der hochdeutsche Standarddialekt nicht so verbreitet war, wie er es heute ist. Damals waren Dorfnamen in der lokalen Sprache gehalten. So natürlich auch in Böhmen, im heutigen Tschechien. Diese waren durch ihre fremd klingenden Namen für die meisten Sprecher der angrenzenden Regionen nicht ohne Weiteres aussprechbar. So entwickelte sich die Redewendung „Das sind böhmische Dörfer für mich“ für einen Umstand, in dem man das Gesagte komplett unverständlich findet. Wie eben damals schon die Einwohner der Grenzgebiete Böhmens die Namen der Siedlungen in Böhmen nicht verstehen, geschweige denn aussprechen konnten.

Deutsche Sprichwörter unterscheiden sich natürlich auch regional erheblich voneinander. Der Berliner wird wohl mit dem Satz „Mach mal keine Fisimatenten“ etwas anfangen können, während in anderen Teilen Deutschlands auf diese Redewendung wohl nur mit fragenden Blicken geantwortet werden wird. Bedeuten tut dieses Sprichwort so viel wie „Mach mal keinen Stress“ und stammt wohl ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert. Damals wurden Offizierspatente als „Visae Patentes“ bezeichnet und benötigten eine lange Zeit für die Anfertigung. Daher waren sie etwas, was viel Stress produzierte.

Auch die religiöse Zugehörigkeit im deutschen Sprachraum beeinflusste die Sprache maßgeblich. Im protestantischen, heutzutage eher atheistischen, ostdeutschen Raum sind Bezüge auf die Religion in Begrüßungsfloskeln eher weniger verbreitet, während der bayerische Sprecher gerne sein Gegenüber mit einem herzlichen „griaß Gott“ willkommen geheißen.

Das Deutsche ist so vielfältig, wie seine Sprecher es sind. Und es ist immer eine spannende Angelegenheit, die Eigenarten der Bewohner unterschiedlicher Teile unseres Landes kennen zu lernen. Denn dadurch wird einem bei lebendigem Leibe bewusst, aus was für einer traditions- und geschichtsreichen Kultur die deutsche Sprache, die heute gesprochen wird, entstammt ist. Insofern: sollte im Sommer noch nichts geplant sein, machen sie doch eine Sprachreise. Um die Sprache ihres Gegenübers mal nicht verstehen zu können, muss man in Deutschland nicht einmal ins Ausland fahren.